Lerngruppen sind in aller Munde, und die Meinungen darüber gehen durchaus weit auseinander. Während der Eine darin sehr viele produktive Stunden erlebt hat, verbinden Andere mit Lerngruppen eher Frust. Wir von LernKompass haben uns dem Thema angenähert. Wir glauben: Lerngruppen sind eine hervorragende Sache! Aber sie müssen intelligent organisiert sein, damit sie wirklich gut funktionieren. Unsere Strategien stammen aus unserer Praxiserfahrung beim Begleiten von Lerngruppen im Rahmen unserer Lerncoachings. Wenn für Sie ein Impuls dabei ist, freuen wir uns darüber, ihn mit Ihnen zu teilen.

1. Eigene Ziele klären
Was möchten Sie im Rahmen der Lerngruppe eigentlich erreichen? Für manche geht es darum, mit schwierigem Stoff nicht allein arbeiten zu müssen, sondern jemanden fragen zu können. Andere wiederum schätzen einfach den Sozialkontakt oder wollen sich mit der Gruppe leichter zum motivierten Arbeiten bewegen.
Wichtig ist, dass Sie für sich klären, was Sie erreichen wollen, damit Sie darauf hinwirken können, Ihr Ziel auch zu erreichen. Klären Sie auch für sich, welche fachlichen Themen Ihnen besonders am Herzen liegen. Welche Wünsche haben Sie an Ihre künftige Lerngruppe?

2. Aktiv auf die Suche gehen
Kennen Sie Ihre eigenen Ziele, dann fällt die Suche nach passenden Lernpartnern sehr viel leichter. Überlegen Sie: Wo könnten Sie Studenten finden (auch im Bekanntenkreis), die mit Ihren Vorstellungen harmonieren? Wen könnten Sie ansprechen? Versuchen Sie ein Angebot zu formulieren, anhand dessen der andere die Vorteile der Zusammenarbeit auch sieht.
Haben Sie keinen passenden Kontakt im Bekanntenkreis, entwickeln Sie ein A4-Blatt, was Sie am schwarzen Brett aushängen, schreiben Sie eine Anzeige in einer Studentenzeitung oder suchen Sie Facebookgruppen oder Fachforen auf. Vielleicht fallen Ihnen auch noch weitere Möglichkeiten ein. Die meisten Maßnahmen sind leicht in einer halben Stunde organisiert.

3. Die optimale Gruppengröße
Aus dem Projektmanagement ist bekannt, dass die Fehlerrate bei Teams zu 2-3 Personen minimal ist. Tatsächlich sind kleine Gruppen sehr viel produktiver, wenn sich die Teilnehmer engagieren und miteinander harmonieren. Für die Lerngruppen schlagen wir daher eine optimale Gruppengröße zu 2-4 Teilnehmern vor.

4. Das erste Treffen: Erwartungsabgleich und typische Lern-Unterschiede
In Lerngruppen treffen verschiedene Charaktere und Zielstellungen aufeinander. Damit es zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit kommt, klären Sie die Erwartungen im Vorfeld. Das erspart spätere Diskussionen und lässt leichter entscheiden, ob jemand zur Lerngruppe passt oder nicht. Wir haben die typischsten Konfliktfelder herausgesucht:

  • Mit oder ohne Vorbereitung?
    (Eher extrovertiert veranlagte Menschen blühen auf, wenn sie Kontakt mit Menschen haben. Dieser Typ bevorzugt es, wenn nur geringe bis keine Vorbereitungen für die Lerngruppe notwendig sind. Er arbeitet buchstäblich lieber spontan und kann dort auch die größten Erfolge erreichen. Arbeiten zuhause ohne menschlichen Kontakt fallen ihm schwerer. Eher introvertiert Veranlagte tendieren dazu, mehr vorzubereiten, um in der Lerngruppe ihr Wissen dann zu ergänzen und Lücken zu schließen.)
  • Ausschließlich inhaltliche Arbeit oder Raum für sozialen Austausch?
    (Manche Teilnehmer einer Lerngruppe legen vor allem Wert auf inhaltliche Ergebnisse und fühlen sich durch Ablenkungen wie den neuesten Tratsch oder die Fernsehsendung von gestern Abend gestört, andere wiederum empfinden diese Art sozialen Austausch einfach als notwendig. Geschmäcker gehen auch hier auseinander, gut ist, es vorher zu klären oder durch einen Kompromiss auszuloten – z.B. 5-Minuten-Regeln für den privaten Tratsch)
  • Soll die Lerngruppe einen Überblick schaffen oder alle Details bis zur Klausurfrage klären?
    (Auch hier zwei Typen von Lernern: Die Generalisten und die Detailverliebten. Nicht immer decken sich die Ansprüche, insbesondere in den weniger mathematischen Fächern, wo die Klausuranforderungen weniger klar messbar sind. Gut ist es daher, im Vorfeld festzulegen, wie schnell sich die Gruppe mit Details beschäftigt oder detaillierte Kritik am Lernstoff übt. Im Projektmanagement wird gern zunächst der grobe Überblick gegeben, der dann von Phase zu Phase immer mehr ins Detail geht. Auf die Weise können sich beide Typen darauf einstellen, wie gearbeitet wird)

Man kann die Vorstellungen eines Lernpartners, die vom Gruppenkonsens abweichen, auch sehr gut als Vorteil sehen. Ein extrovertierter Typ mitten in einer eher introvertierten Lerngruppe kann zwar durch seine Spontanität ablenken, bringt aber die schnellen Ideen herein und bringt damit Diskussionen voran. Ein ehrliches Feedback im Fall, wenn etwas stört, wird von den meisten Menschen aber gut angenommen.

5. Planen Sie Termine und Ort
Wenn sich die Lerngruppe etablieren soll, ist ein regelmäßiges Treffen in jedem Fall von Vorteil. Für die semesterbegleitenden Kurse bei VLAX empfehle ich, pro Woche 1-3 Stunden für eine Lerngruppe zu reservieren (plus gewisse Sondertermine, wenn notwendig). Bei vollen Stundenplänen eignen sich auch Abendtermine. Manche Studenten empfinden es als hilfreich und motivierend, einfach bei einem kühlen Getränk in einer Studentenkneipe ein paar Aufgaben zu rechnen, andere verbinden es mit dem Mittagessen oder treffen sich am Samstagmorgen gemütlich bei einem Teilnehmer. Finden Sie den passenden Ort und die passende Zeit, die einerseits allen Teilnehmern passt und die andererseits viel Produktivität schafft.

6. Legen Sie Ziele fest, machen Sie sie transparent und kontrollieren Sie Ihren Fortschritt
Legen Sie in jedem Fall für jeden Teilnehmer klare Ziele fest. Manchmal sind die Ziele durch Hausaufgaben oder Klausuraufgaben gegeben, manchmal sind es weichere Ziele wie „einen Überblick über Thema XY bekommen“. Wenn weiche Ziele vorkommen, können Sie sich auch eine Arbeitszeit festlegen. Empfehlenswert ist, die Ziele zu notieren und als gemeinsamen Notizzettel in die Mitte zu legen. Jede erledigte Aufgabe wird gemeinsam abgehakt, und offene Fragen werden gemeinsam notiert, um sie anschließend mit einem Tutor oder dem Kursleiter zu klären.

Tipp: Auch wenn Sie sich für eine gemeinsame Arbeit treffen und nur nebeneinander an verschiedenen Themen arbeiten: Probieren Sie doch einfach mal eine gemeinsame ToDo-Liste aus! Treffen sich 3 Teilnehmer und arbeiten jeweils an einer Liste zu 4-5 Punkten, strahlt die Produktivität des Einzelnen durch das ständige Abhaken aus und motiviert den Rest der Gruppe. Man kann sich wunderbar in einen produktiven Zustand „hochschaukeln“.

Gern begleiten wir von LernKompass Sie beim Aufbau einer Lerngruppe oder bei der Reorganisation von Gruppen, die besser funktionieren könnten. Und falls Sie Freiberufler sind und an einem Erfolgsteam teilnehmen möchten oder Erfolgsteam-Erfahrungen haben, schreiben Sie uns doch einfach einen Kommentar. Welche Erfahrungen haben Sie mit Lern- und Erfolgsgruppen gemacht?

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Weitere Informationen rund um das Thema Lerngruppen finden Sie auch hier:

https://www.thieme.de/viamedici/mitmachen-umfragen-umfragen-archiv-1660/a/miniumfrage-2-08-was-bringen-lerngruppen-5331.htm
(eine Umfrage unter Medizinstudenten zum Thema Lerngruppen)

http://www.transfer-projekt.de/2-inhalte/texte/me-arbler.shtml
(weitere Praxistipps eines Projekts, das sich mit Wissens-Transfer auseinandersetzt)

https://www.uni-oldenburg.de/nc/studium/endspurt/tagung/?cid=65122&did=45614&sechash=b6367dd5
(
Die Erfolgsgruppen-Methode; Praxistipps von der Universität Oldenburg)

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