Lernen und Spielen? Das sind doch zwei verschiedene Paar Schuhe.

So oder ähnlich denken noch viele. Der Schüler hört dann Sätze wie:

„In der Schule beginnt der Ernst des Lebens.“

„Ohne Anstrengung geht es nicht“

Ich habe in meinen Nachhilfestunden das Gegenteil erlebt. Wenn ich Inhalte in Form von Spielen anbiete, dann ist mir die Aufmerksamkeit der Kinder sicher. Angeregt durch die Konzepte von Vera F. Birkenbihl, erkläre ich Mathematik und Chemie, im wahrsten Sinne des Wortes, spielend leicht.

Die Schüler lernen so konzentriert und mit wahrer Begeisterung. Ein Beispiel aus der letzten Chemiestunde.

Zur Vorbereitung aufs 9. Schuljahr wiederholte ich mit meinen Schülern den Stoff der 8. Klasse. Von den angebotenen Spielen entschieden sie sich letztlich für das Wissensquiz. Nun entwickelten wir gemeinsam den Ablauf des Quiz:

  1. Wir schlagen das Register eines Chemiebuches (hier: für die 8. Klasse) auf und verteilen die Buchstaben des Alphabets an die Teilnehmer.
  2. Jeder sucht sich pro Buchstabe 2 Fachbegriffe heraus, zu denen er je eine Frage formuliert. So hatte ich die Buchstaben B,D,H,M mit insgesamt 8 Fragen.
  3. Alle schreiben ihre selbst formulierten Quizfragen mit der richtigen Antwort auf.
  4. Danach werden die Fragen abwechselnd gestellt und jeder versucht sie zu beantworten. Das kann mündlich oder schriftlich geschehen.
  5. Die richtigen Antworten können entweder gleich nach der gestellten Frage erfolgen oder erst nachdem eine gewisse Anzahl an Fragen gestellt wurden, z.B. aller 7 Fragen.
  6. Noch besser merken wir uns die Antwort, wenn Zusatzinformationen die reinen Fakten ergänzen. Hier kann dann auch die Lehrkraft aus ihrem eigenen Wissensbereich schöpfen.

Da ich, als Lehrkraft, auch mitspielte, waren meine Schüler besonders eifrig bei der Sache und stellten mir manch knifflige Frage – auf die ich auch nicht immer eine Antwort wusste. So haben wir alle etwas Neues dazu gelernt.

Das Lernen erfolgt dann, wie nebenbei, in mehreren Schritten. Die Schüler beschäftigen sich intensiver  mit ihren ausgewählten Begriffen:

  • Sie lesen im Buch freiwillig die entsprechenden Begleittexte nach, um passende Fragen zu formulieren – und manch einer bleibt dann bei einer spannenden Stelle hängen.
  • Sie notieren ihre Fragen und die richtigen Antworten. So festigt sich der Lernstoff.
  •  Sie stellen ihre Fragen laut und korrigieren dann eventuell falsche Antworten.
  •  Sie können die Fakten durch Zusatzinformationen noch besser im Gedächtnis verankern.
  •  Sie lernen durch die Quizfragen der anderen Schüler weitere chemische Fachbegriffe näher kennen.

Innerhalb von nur 90 Minuten wiederholen bzw. vertiefen die Schüler mehr Lernstoff mit der Gruppe als sie allein geschafft hätten.

Die Effekte, die hier genutzt werden, sind vielfältig. Doch die beiden wichtigsten sind die:

  1.  Der Schüler hat die Wahl – sowohl bei der Mitgestaltung des Spielverlaufs als auch bei der Entscheidung wie z.B.: „Welche 2 Fachbegriffe nehme ich beim Buchstaben A?“
  2. Fragen öffnen den Geist. Wir nehmen Informationen, zu denen vorher eine Frage gestellt wurde, viel besser auf, als reine Aussagen.

Fazit ist: So macht Nachhilfe nicht nur meinen Schülern Spaß, sondern auch mir.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.

Menü